Stimmung aktuell hochpolitisch
ARD-Moderatorin Esther Sedlaczek: EM im eigenen Land „wird ein großes Fußballfest“
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Die Sportmoderatorin Esther Sedlaczek freut sich auf die EM in Deutschland.
Quelle: Imago
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Esther Sedlaczek steht normalerweise am Spielfeldrand – spricht im Interview aber auch über ihre Primetime-Doku zur Europameisterschaft. Besonders groß ist bei der Moderatorin das Hoffen auf ein neues „Sommermärchen“. Ist Fußball eine verbindende Kraft in Deutschland?
Frau Sedlaczek, beim Sommermärchen 2006 wurde die deutsche Elf zwar nur Dritter, aber dennoch Weltmeister der Herzen. Haben Sie damals auch zu den euphorisierten Menschen gehört, die mit Deutschland-Fähnchen am Auto herumgefahren sind?
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Nein, aber ich bin mit Schwarz-Rot-Gold im Gesicht rumgelaufen und war beim Public Viewing, zweimal auch im Stadion. Ich weiß noch genau, wo ich saß, als Deutschland gegen Italien rausgeflogen ist – der Fußball schenkt uns einfach prägende Momente. Es war ein verdammt schöner Sommer.
Damals hat sich Deutschland als liberal und weltoffen präsentiert, aber seit 2006 hat sich das Land enorm gewandelt, es gibt tiefe Gräben in der Gesellschaft. Ist vor diesem Hintergrund eine Neuauflage des Sommermärchens überhaupt noch denkbar?
Wir sollten von der Erwartung wegkommen, dass sich alles eins zu eins wiederholen wird. Die gesellschaftliche Situation vor der WM 2006 war allerdings auch nicht einfach, genauso wie die sportliche. Aber die WM 2006 hat es geschafft, dass ein gesunder Patriotismus entstanden ist, dass die Leute gern mit schwarz-rot-goldenen Farben durch die Straßen spaziert sind. Was kann das Turnier in diesem Sommer bewirken? Vielleicht schafft es der Fußball ja, dass es in der Gesellschaft wieder mehr Miteinander statt Neben- oder gar Gegeneinander gibt.
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Wenige Tage vor Beginn der EM stimmen Sie mit einer Dokumentation zur besten Sendezeit auf das Turnier ein. Wie ist die Gefühlslage bei den Menschen, mit denen Sie gesprochen haben?
Ich habe bei vielen unserer Protagonisten Ängste registriert. Rechtsextremismus und Antisemitismus werden immer größer, Menschen demonstrieren offen für ein Kalifat. Das alles macht vielen Leuten Sorgen. Ich habe für die Dokumentation auch mit Außenministerin Annalena Baerbock darüber gesprochen, wie sie das gesellschaftliche Bild gerade sieht, habe mit Feine Sahne Fischfilet gedreht, einer Politpunkband aus Greifswald, wo die politische Situation keine einfache ist und der Rechtsextremismus sehr weit verbreitet. Die fragen sich, was in diesen Regionen für die Menschen getan wird, wie man sie davon abbringen kann, AfD zu wählen.
Zur Person
Esther Sedlaczek nimmt die Lage der Fußballnation unter die Lupe: Wie ist die Stimmung im Land, wie stehen die Chancen der deutschen Elf bei dem Turnier, und welche Rolle spielt die Politik? Darum geht es in ihrer Dokumentation „Deutschland. Fußball. Sommermärchen 2024?“ (Mittwoch, 20.15 Uhr, ARD), die Teil eines Thementages zur Einstimmung auf die am 14. Juni beginnende EM ist. Esther Sedlaczek wurde 1985 in Ost-Berlin als älteste Tochter des Schauspielers Sven Martinek geboren. Bei der EM wird sie wie schon bei der WM in Katar gemeinsam mit Experten wie Bastian Schweinsteiger als Moderatorin bei den Spielen im Einsatz sein. Sedlaczek lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in München.
Wie politisch wird das Turnier diesmal? In Katar machte die deutsche Elf mit dem Streit um die One-Love-Binde für Menschenrechte und das Mannschaftsfoto mit der Protestgeste von sich reden …
Wir haben aus der WM in Katar gelernt. War es so zuträglich, dass man der deutschen Nationalmannschaft diese Verantwortung zugeschoben hat? Ich glaube nicht. Es ist auch nicht unbedingt die Aufgabe des Fußballs und der teilweise jungen Spieler, diese Verantwortung zu tragen. Wenn ein Spieler ein politisches Zeichen setzen möchte, dann sollte ihm das natürlich gestattet werden. Aber es darf kein Zwang sein.
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Für die übertragenden Sender wäre es eine mittlere Katastrophe, wenn die deutsche Elf wieder nach der Gruppenphase ausscheidet …
Ja, das wäre sicherlich unglücklich. Die größte Einschaltquote wird natürlich erzielt, wenn die deutsche Elf spielt. Aber auch abseits der Spiele der Nationalmannschaft bin ich sicher, dass es ein großes Fußballfest im Land werden wird.